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Interpellation zum Angebot des öffentlichen Verkehrs im Freiamt

Die Interpellation wurde zusammen mit Grossrat Herbert Strebel erarbeitet, der sie dann im Grossen Rat einreichte

- Frage Sascha Winterberg und Herbert Strebel: Fettschrift
- Antwort Regierungsrat: Normalschrift
- Anmerkungen zu den Antworten Sascha Winterberg: Kursivschrift

Der Regierungsrat antwortet wie folgt:


Zur Frage 1 a)

"Wie gross sind die Fahrgastfrequenzen der Bahnen (und Busse) im Freiamt?"

Die S-Bahnlinie S26 (Aarau–)Lenzburg–Wohlen–Muri–Rotkreuz verfügt heute über einen durchgehenden 30-Minuten-Takt. Dies obwohl die Frequenzen in den Teilabschnitten sehr unterschiedlich sind. Gemäss SBB-Zahlen aus dem Jahr 2009 fahren zwischen Dottikon und Hendschiken pro Tag rund 5'100 Fahrgäste und im Abschnitt Sins–Rotkreuz rund 1'900 Fahrgäste pro Tag. Zum Vergleich: Auf der Hauptlinie zwischen Thalwil und Zug fahren zwischen 20‘000 und 30‘000 Fahrgäste pro Tag

Die Fahrgastfrequenzen auf den Buslinien im Freiamt sind sehr unterschiedlich, je nach Funktion der Linie, der Grösse der erschlossenen Gemeinden und der Angebotsdichte. Die Nachfrage im Bus im stärkstbelasteten Querschnitt ist jeweils wesentlich kleiner als bei der Bahn und bewegt sich in der Regel zwischen 200 und 1'000 Fahrgästen pro Tag.


Zur Frage 1 b)

"Wie verlaufen die Fahrgastströme nach Routen und Wochentagen?"

Gemäss den Fahrgasterhebungen der SBB in der S26 im Freiamt teilen sich die Fahrgast-ströme in folgende Richtungen auf (Quelle Nationales Schienenverkehrsmodell 2009, DTV, Bahnhöfe Hendschiken bis Oberrüti): Montag bis Freitag: Aarau/Lenzburg 32 %, Zürich 22 %, Zug/Luzern 20 %, Olten/Basel/Bern/Biel 10 %, Brugg/Baden 6 %, Tessin 1 %, übrige 9 %. Am Wochenende verteilen sich die Fahrgäste wie folgt: Aarau/Lenzburg 23 %, Zürich 20 %, Zug/Luzern 27 %, Olten/Basel/Bern/Biel 15 %, Brugg/Baden 4 %, Tessin 2 %, übrige 9 %. Die Zielorte Aarau und Lenzburg sind vor allem für den Pendler- und Schülerverkehr von grosser Bedeutung, was sich auch in den Spitzenfrequenzen in den Zügen zeigt. Weiter pendeln Freiämter Arbeitnehmende in die Zentren Zürich, Zug und Luzern.


Zur Frage 1 c)

"Wie gross sind die Frequenzen anderer Linien (zum Beispiel "Flugzug" Interregio Basel–Zürich-Flughafen)?"

Der Fernverkehr wird von den SBB eigenwirtschaftlich betrieben und die Planungskompetenz liegt in der Verantwortung der SBB. Die SBB veröffentlichen wegen möglicher Mitbewerber für den Betrieb von Bahnleistungen zwischen den Schweizer Zentren keine Fahrgast-frequenzen von Fernverkehrslinien.


Zur Frage 1 d)

"Welche Fahrgastfrequenzen haben die Züge in den anderen Kernstädten im Aargau?"

Untenstehend ist die Nachfrage 2009 in den stärkstbelasteten Querschnitten von ausgewähl-ten S-Bahnlinien aufgelistet, wobei auf den mit (*) bezeichneten Linien parallel dazu teilweise auch noch Fernverkehrszüge verkehren.

Linien mit 30-Minuten-Takt (teilweise mit Zusatzzügen in Spitzenzeit)
- Regio-S1 (*), Querschnitt Pratteln–Salina Raurica: 10'900 Personen pro Tag
- S12 (*), Querschnitt Killwangen–Dietikon: 8'900 Personen pro Tag
- S27, Querschnitt Turgi–Siggenthal-Würenlingen: 6'200 Personen pro Tag

Linien mit Stundentakt und Verdichtung in Spitzenzeiten zum 30-Minuten-Takt
- S23, Querschnitt Brugg–Birr: 2'800 Personen pro Tag
- S29 (*), Querschnitt Schinznach Bad–Brugg: 1'900 Personen pro Tag
Interessanterweise gibt es hier ein konkurrierendes IR Angebot und man nimmt die tieferen Freuquenzen in Kauf
- S28, Querschnitt Oberentfelden–Kölliken: 1'700 Personen pro Tag

Linien mit Stundentakt:
- RE Olten Wettingen (*), Querschnitt Olten–Aarau: 4'400 Personen pro Tag
- S3 (*), Querschnitt Mellingen Heitersberg–Killwangen: 4'100 Personen pro Tag



Zur Frage 2 a)

"Wie gross wird das Potential bei einem Angebot mit Fernverkehrsanschlüssen im Freiamt eingeschätzt?"

Im Zusammenhang mit einen Postulat im Einwohnerrat Wohlen hat das Departement Bau, Verkehr und Umwelt die SBB im Frühjahr 2006 angefragt, wie sie das Fahrgastpotenzial und die Realisierungschancen für Fernverkehrsverbindungen durch das Freiamt einschätzt. Die SBB haben geantwortet, dass die Strategie der SBB für den Fernverkehr auf der Nord-Süd-Achse eine Bündelung des Verkehrs auf die Korridore Basel–Bern–Lötschberg, Basel–Olten–Luzern–Gotthard sowie Zürich–Gotthard vorsieht. Aufgrund aktueller und prognostizierter Verkehrsströme durch das Freiamt schätzen die SBB das Potenzial eines Fernverkehrsan-gebots via Freiamt grundsätzliche als klein ein. Die Nachfragedaten rechtfertigen die Einfüh-rung eines integralen Fernverkehrsangebots im Freiamt nicht. Insbesondere, da die Ver-kehrsströme aus dem Freiamt sehr dispers sind. Ausserdem, schreiben die SBB, würde ein neues Angebot im Fernverkehr das Regionalverkehrsangebot direkt konkurrenzieren.


Zur Frage 2 b)

"Wie haben sich die Frequenzen bis heute entwickelt?"

Wie auf allen S-Bahnlinien im Aargau haben die Fahrgastfrequenzen auch im Freiamt in den letzten Jahren zugenommen. Dies trotz stündlicher Fahrt nach Othmarsingen. Im Abschnitt Hendschiken–Dottikon-Dintikon stieg die Nachfrage in den Jahren 2005–2009 um 25 %. Im Abschnitt Sins–Rotkreuz erhöhten sich die Fahrgastfrequenzen im gleichen Zeitraum um rund 30 %. Die höheren Wachstumsraten im Oberen Freiamt sind unter anderem auf die Einführung des durchgehenden 30-Minuten-Takts zwischen Muri und Rotkreuz im Dezem-ber 2006 zurück zu führen.


Zur Frage 3 a)

"Warum gibt es mehrere Züge aus der Regio Baden Brugg (S23, IR, RE), die bis nach Olten fahren, und keine aus der Region Freiamt?"

Das heutige Fahrplankonzept und die Angebotsstruktur der S-Bahnlinien ist abhängig von der Nachfrage beziehungsweise vom optimalen Mitteleinsatz (gute Fahrzeugumläufe, wenig Standzeiten usw.). Ausserdem prägen die Strecken- und Knotenkapazitäten des Bahnnetzes sowie die Anschlussmöglichkeiten zwischen den S-Bahnen beziehungsweise zwischen S-Bahn und Fernverkehrszügen die minutengenaue Auslegung der S-Bahnlinien.
Dies ist eine Antwort, die nichts sagen will!

Hauptgrund, dass die S26 nicht nach Olten fährt, sind die Kapazitätsengpässe im Abschnitt Aarau–Olten. Mit den bestehenden Infrastrukturen können nicht mehr Züge zwischen Aarau und Olten geführt werden. Mit dem Bau der durchgehenden Vierspur Aarau–Olten ist vorge-sehen, die S26 nach Olten zu verlängern. Die Machbarkeitsabklärungen dazu laufen aber noch.


Zur Frage 3 b)

"Mittelfristig ist der IC Zürich–Bern im 1/4 h-Takt geplant. Was unternimmt der Regierungsrat des Kantons Aargau, damit dieser IC in Aarau anhält? Damit könnte das Freiamt optimal er-schlossen werden."

Die SBB und der Bund haben den Kantonen im Frühjahr 2010 erste Fahrplankonzepte für den Zustand nach Inbetriebnahme der durchgehenden Vierspur Aarau–Olten vorgestellt. Darin sind in den Spitzenzeiten zusätzliche Züge Bern–Zürich vorgesehen, die gemäss Vorstel-lungen der SBB in den Spitzenzeiten in Aarau halten. Gemäss aktueller Planung sind die Halte aber nur in Lastrichtung vorgesehen, dass heisst, dass die Züge am Morgen nur in Richtung Zürich halten und am Abend nur in Richtung Bern. Damit sollen die grossen Fahr-gastfrequenzen im Arbeitsverkehr zwischen Aarau und Zürich bewältigt werden. Der Kanton Aargau setzt sich in den Kontakten mit den SBB und dem Bund dafür ein, dass die Züge Zü-rich–Bern in beide Fahrtrichtungen anhalten und so auch für alle Regionalzubringerlinien, inklusive des Freiamts, bessere Verbindungen nach Bern angeboten werden können.


Zur Frage 4

"Welche Schritte werden vom Regierungsrat unternommen, um das ÖV-Angebot im Freiamt, insbesondere in den Bahnhöfe Wohlen, Muri und Sins zu verbessern?"

Das Angebot im Freiamt wurde seit Einführung von Bahn 2000 im Dezember 2004 schritt-weise verbessert. Seit Dezember 2010 besteht mit dem neuen Fahrplankonzept ein attrakti-ves Gesamtangebot mit kundenfreundlichen FLIRT-Fahrzeugen, dichtem Fahrplanangebot und gut mit dem Busnetz abgestimmten Fahrplänen.

Die Angebotsdichte ist sowohl im Bus als auch im Bahnverkehr vergleichbar mit ähnlichen Regionen wie zum Beispiel dem Unteren Aaretal. Das Obere Freiamt verfügt mit dem seit 2007 bestehenden durchgehenden 30-Minuten-Takt von Montag bis Sonntag über ein über-durchschnittliches Angebot im Vergleich zur Nationalbahn Zofingen–Lenzburg, zur Seetal-bahn oder zum S-Bahnverkehr auf den aargauischen Bahnhauptachsen. Weitere Angebots-schritte sind im Freiamt mit der Verlängerung der S19 ab Dezember 2015 in Planung. Der Grosse Rat wird voraussichtlich im nächsten Jahr über die Kreditvorlagen für bessere S-Bahn-Direktverbindungen Freiamt–Zürich zu beschliessen haben.

Im Busverkehr wurde das Angebot in den letzten Jahren nachfragegerecht entwickelt. Gleichzeitig mit der Inbetriebnahme des neuen Bahnkonzepts im Dezember 2010 wurde zum Beispiel der durchgehende Halbstundentakt Muri–Affoltern am Albis sowie ein verbessertes Busangebot im Raum Sins eingeführt. Weitere Angebotsschritte sind auch in den nächsten Jahren denkbar, wenn die Nachfrageentwicklung stimmt und die Finanzen durch den Gros-sen Rat zur Verfügung gestellt werden. So soll zum Beispiel das Ortsbusangebot in Wohlen im Dezember 2011 verbessert und mit zusätzlichen Linien im Kernnetz ergänzt werden.


Zur Frage 5

"Wie steht der Regierungsrat zu einem Schnellzug von Basel nach Arth-Goldau mit Halt in Wohlen, Muri und Sins?"

Grundsätzlich ist ein Schnellzugsangebot von Basel nach Arth-Goldau Sache der SBB, als Betreiberin des Fernverkehrsangebots in der Schweiz. Der Regierungsrat versteht dabei die Bedenken der SBB bezüglich des Nachfragepotenzials für Schnellzüge via Freiamt (siehe Antwort zur Frage 2a). In Anbetracht der kleinen Fahrgastfrequenzen im Oberen Freiamt ist es aus Sicht des Regierungsrats problematisch die S26 mit zusätzlichen Fernverkehrszügen mit Halt in Wohlen, Muri und Sins zu konkurrenzieren. Zumal die S26 die S-Bahnlinie mit den höchsten Abgeltungen im Kanton Aargau ist und die Kostendeckung noch knapp 35 % be-trägt. Fernverkehr betreibt SBB eigenwirtschaftlich. Inwieweit eventuelle einzelne schnelle Züge aus dem Raum Basel/Aarau via Freiamt nach Arth-Goldau zu touristisch interessanten Zeiten an Wochenenden sinnvoll sind, ist schwierig einzuschätzen. Die Regionalplanungs-verbände im Freiamt haben die Initiative ergriffen, die Fahrgastpotenziale auf den Nord-Süd-Verbindungen mittels Studien abzuklären und sofern sinnvoll und finanzierbar in den nächsten Jahren einen Versuchsbetrieb mit einzelnen Wochenendverbindungen zu starten. Der Kanton wird sich an diesem Versuchsbetrieb, analog zu ähnlich gelagerten Fällen im Kanton Aargau (zum Beispiel gewünschte Schnellzüge Zürich–Bad Zurzach oder Schnellzüge Basel–Koblenz–Winterthur usw.) nicht beteiligen.


Zur Frage 6

"Was wird getan, damit das Freiamt nach der Eröffnung der NEAT nicht nur Güterzüge, son-der auch Fernverkehrsanschlüsse für den Personenverkehr erhält?"

Die langfristigen Planungen der SBB zeigen, dass der heutige S-Bahnverkehr im Freiamt nicht gefährdet ist, trotz den vorgesehenen sechs stündlichen Güterzugstrassen auf der Nord-Süd-Achse (eine Trasse davon vom Rangierbahnhof Limmattal via Freiamt zum Gotthard-Basistunnel). Diese Aussage ist besonders brisant, hat doch die SBB bisher immer behauptet, dass es keine freien Trasse durch den Heitersberg gibt. Die S-Bahn aus dem Freiamt soll gemäss gemeinsamer Planung mit den SBB, langfristig nach Olten–Zofingen/Langenthal verlängert werden. Die Züge gewährleisten lang-fristig in Lenzburg Anschlüsse an Fernverkehrszüge nach Basel und Biel, in Aarau bezie-hungsweise Olten nach Bern–Berner Oberland/Westschweiz sowie in Rotkreuz nach Zug–Zürich und Luzern. Inwieweit der Bund und die SBB den vom Grossen Rat im Frühjahr 2010 beschlossenen Planungsgrundsatz für schnelle und direkte Verbindungen zwischen der Nordschweiz und dem Tessin, mit Halt in Wohlen, umsetzen, ist abhängig von der Nachfra-geentwicklung und der Auslastung der Züge in den bereits bestehenden Korridoren via Zürich und Luzern ins Tessin. Diese Antwort hat es in Sich: Das Freiamt soll also von Zürich abhängen! Der Regierungsrat setzt sich im Rahmen der Gespräche und Vernehmlassungen zu den zukünftigen Bahnkonzepten für die Einbindung des Freiamts in den Fernverkehr ein.


Zur Frage 7

"Welche Verbesserungen der Verbindungen nach Luzern und Zug sind vorgesehen?"

Zwischen dem Freiamt und Zug beziehungsweise Luzern bestehen seit Dezember 2006 halbstündliche Verbindungen mit Umsteigen in Rotkreuz auf die IR Zürich–Zug–Luzern und auf die S1 Luzern–Zug beziehungsweise auf die Stadtbahn Zug. Im Dezember 2010 konnten insbesondere die Verbindungen in die Agglomeration Zug nochmals beschleunigt werden, da die S26 neu jede halbe Stunde attraktive, kurze Umsteigezeiten auf die Stadtbahn hat. Die vom Kanton Aargau und dem Freiamt gewünschte Durchbindung der S26 mit der Stadtbahn Zug ist nach Aussagen der SBB aufgrund von betrieblichen und technischen Randbedingun-gen nicht machbar. Die Gründe sind vielschichtig und aus Sicht des Kantons nachvollziehbar. Langfristig, das heisst nach weiteren Ausbauten im Korridor Rotkreuz–Zug, ist es denkbar, die S26 in Ergänzung zur Stadtbahn Zug nach Zug weiter zu ziehen und so die Direkt-verbindungen anzubieten.


Zur Frage 8

"Wie ist die gemeinsame Entwicklung des ÖV mit den Kantonen Zug und Luzern organisiert?"

Die Fachstellen für den öffentlichen Verkehr in den Kantonen Zug, Luzern und Aargau stehen in engem Kontakt und regem Austausch. Da die meisten Bahnangebote im Aargau grenzüberschreitend geplant und betrieben werden müssen, ist die Zusammenarbeit mit den Nachbarkantonen gut verankert. Die SBB als Betreiberin der Angebote koordiniert ausserdem zusätzlich die verschiedenen kurz-, mittel- und langfristigen Angebotsideen der Kantone und versucht ein möglichst gutes Gesamtangebot bereit zu stellen.

Mit den Kantonen Zug und Luzern bestehen auf Regierungs- und Regionsebene geeignete Gremien (zum Beispiel Konferenz der kantonalen Direktoren des öffentlichen Verkehrs [KÖV], Gotthard-Komitee, Plattform Aargau-Zug) in denen allfällige Differenzen erkennt und bereinigt werden können. Grenzüberschreitende Angebote werden jeweils von einem feder-führenden Kanton in gegenseitiger Absprache mit den Anrainern bestellt. Die Abgeltungen werden gemeinsam nach einem vom Bund vorgegebenen Kostenteiler getragen.